Eine kurze Abhandlung zur Yoga-Philosophie
 
 
 
Der Begriff Yoga umschreibt einen Bewusstseins-, oder anders ausgedrückt, einen Erlebens-Zustand, in dem sich der Mensch in friedlicher Übereinstimmung mit seiner inneren Natur und seinem Um­feld befindet ... ein Einverstandensein, das aus dem Erleben einer inneren Fülle und Freude resultiert. - Um dem Menschen zu helfen, diesen Zustand zu entdecken, ist bereits vor ca. 5000 Jahren ein Übungs-System entstanden, welches in dem allumfas­sen­den Buch der Weisheit, den indischen Veden, zusammengetragen und immerfort weiterent-wickelt wurde. Diese Schriften beinhalten in Kürze:
 · Grundlegende philosophische Kenntnisse über das Sein der Schöpfung und das wahre Sein des Menschen als Teil des Ganzen und über die Entstehung von Heil und Unheil.
 · Eine Vielzahl von körperlichen, energetischen und geistigen Übungen zur Erlangung von Gesundheit, Aus­geglichenheit und Selbst-Erkenntnis.
 · Weisungen und Regeln, die dem Menschen eine Orientierung anbieten, wie er mit den kosmischen Gesetzmäßigkeiten im Außen und in seinem Inneren, als lenkende Kraft wirksam, in Einklang leben kann.
Folgt der Mensch diesen, aus dem Weisheits-Geist entwickelten Lehren und Praktiken, können negative Gedanken, Emo­­­­tionen und Leiden, die aus dem Nicht -Verstehen „Avidiya“ resultieren, durchschaut und gezielt aufgegeben werden. Frei von Störungen blitzt der naturgegebene Bewusstseinszustand „Yoga“, ein Erleben von Frieden und Dankbarkeit mit dem, was ist, auf.
 
Innerhalb des umfassenden Yoga-Systems gibt es verschiedene Ansätze und es mag anfänglich verwirrend sein, wenn man auf die vielen verschieden Yoga-Richtungen stößt. Doch alle Richtungen haben dasselbe Ziel, den Übenden in die Verbindung zu seinem wahren Selbst zu führen. Je nach Persönlichkeitsstruktur fühlen wir uns entweder zu einem eher körperlich, energetischen, geistigen oder gefühlsbetonten Ansatz hingezogen. Dementsprechend haben sich in Laufe der Zeit Yoga-Richtungen entwickelt.
Im Folgenden gebe ich eine Übersicht der klassischen Yoga-Richtungen, aus denen wiederum eine Vielzahl von neuzeitigen Ansätzen hervorgegangen sind, die ich hier jedoch nicht nennen möchte:  
  • Hatha-Yoga: ein Körper und Energie betonter Übungs-Weg, der jedoch auch Herz und Geist mit einbezieht
  • Raja-Yoga (Raja = König): der königliche achtfache (Ashtanga) Pfad nach Patanjali, wird deswegen auch Patanjali-Yoga oder Ashtanga-Yoga bezeichnet, beinhaltet alle Praktiken der genannten Systeme
  • Bhakti-Yoga: in diesem  Weg des Herzens werden vorrangig hingebungsvolle Praktiken wie Meditation, Gebet, devotionales Singen von Mantras, Praxis des Mitgefühls, Körper-Übungen als Gebetsgeste
  • Jnana-Yoga: ein geistige Weg, auf dem vorrangig die Heiliger Schriften studiert und Meditation praktiziert wird. Im weiteren Sinne gehören hierzu auch die Praktiken der Geh-Meditation, ein Leben in Achtsamkeit und Mantra-Rezitation (Japa)
  • Karma-Yoga: beschreibt und lehrt die Kunst des selbstlosen Handelns, die Befreiung von der Identifikation mit Erfolg, Misserfolg und den äußeren Lebensumständen
  • Übungspraxis des Advaita: wird als der höchste und direkte Weg zu sich selbst beschrieben. Dieser verzichtet auf jegliche Praktiken und empfiehlt, sich immer wieder – besonders in Zuständen emotionaler, gedanklicher Verwicklungen, sich auf reines Selbst auszurichten, was frei ist von jeglichen Eigenschaften und Bedingungen.